Die Wirtschaft ist auf die Tat- und Innovationskraft der kommenden Generationen angewiesen. In der Sommerausgabe des "Magazins für Unternehmen" stehen deshalb junge Unternehmer im Fokus. "Wir zeigen, was sie antreibt, welche Ansprüche sie haben und welche Ideen sie umsetzen wollen", so Christoph Claßen, Pressesprecher der IHK Aachen. Und so trägt das Porträt von Tom Kantelberg auch den wie die Faust aufs Auge passenden Titel "Über den Tellerrand: Tom Kantelberg ist 29 und Geschäftsführer der RICK Produktion GmbH - auf den Rat seines Vaters mag er nie verzichten."
Natürliche Rennaissance des Papptellers
Runde Sache! "Der in Deutschland produzierte Pappteller erlebt derzeit eine natürliche Renaissance", sagt Tom Kantelberg. Über die damit verbundene Attraktivitätssteigerung dieses sehr zentralen Bestandteils jeglichen Einmalgeschirrs freut sich der junge Unternehmer - gleichzeitig hat er sich zum Ziel gesetzt, sie noch weiter auszubauen. Seit Anfang Mai gehört der 29-Jährige zur Geschäftsführung der umfirmierten RICK Produktion GmbH (ehemals CL. RICK Produktionsgesellschaft mbH & Co. KG), einem der größten Hersteller von Papptellern, Pappschalen sowie Verpackungs- und Lebensmittelschalen auf dem deutschen Markt und nun zur PAPSTAR-Gruppe gehörend.
Das Einmalgeschirr wird in der Schleiden-Olefer Produktionsstätte aus Frischfaserkarton hergestellt, die Verpackungs- und Lebensmittelschalen bestehen größtenteils aus reinem Zellstoffkarton. Beide Kartonarten stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft und sind entsprechend zertifiziert. Hauptabnehmer sind unter anderem die Lebensmittelindustrie oder auch Großhandelsunternehmen, in deren Märkten sich beispielsweise Imbiss- oder Cateringbetriebe eindecken.
Zweiter Gesellschafter der RICK Produktion GmbH, die ihre Wurzeln in der 1873 von Oswald Matheis gegründeten Pappenfabrik hat, ist Tom Kantelbergs Vater Bert, der mit seinem Sohn die Geschäftsleitung des von Schwieger- beziehungsweise Großvater Clemens Rick aufgebauten Unternehmens teilt und sich in Personalunion seit nunmehr über 25 Jahren als CEO für die Geschicke der PAPSTAR GmbH mit Sitz in Kall verantwortlich zeichnet.
Komplette Produktion nach BRC-Global-Standard zertifiziert
Generell werden Familie und Tradition des im Schleidener Tal liegenden Produktionsbetriebs ganz groß geschrieben. Die wertvollen Erfahrungen aus vielen Jahrzehnten dienen Junior-Chef Tom Kantelberg als wichtiges Fundament, um sich mit einem "frischen Blick" neuen Produkten, Produktionstechniken oder generell effizienten Prozessen widmen zu können. Wohl wissend, "dass wir nur als Team die notwendigen Entwicklungsschritte gehen können".
Zurzeit zählt das Unternehmen 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erste neue Pflöcke in Sachen Rentabilität, Flexibilität und Produktivität - generell zur Zukunftsfähigkeit der RICK Produktion GmbH - sind eingeschlagen: So konnte die komplette Produktion nach dem hoch angesehenen BRC-Global-Standard (British Retail Consortium) für Lebensmittelsicherheit zertifiziert werden, ein neues ERP-System (Enterprise-Resource-Planning) ist in Betrieb und Verhandlungen mit internationalen Kunden sind an der Tagesordnung. "Ich habe das Riesenglück, dass mein Vater mir sehr viel Freiraum gewährt", sagt Tom Kantelberg: "Wichtig ist, dass wir schlussendlich gemeinsam hinter allen Entscheidungen stehen, auch wenn im Vorfeld durchaus mal kontrovers diskutiert wird."
Kartonschale ohne Kunststoffbeschichtung
Im vergangenen Jahr belegte das Familienunternehmen in einem sehr knappen Rennen einen hervorragenden zweiten Platz beim AC²-Innovationspreis. Tom Kantelberg, seinerzeit noch Prokurist, und sein Vater nahmen nicht nur den Preis im Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegen, sondern teilten auch eine wichtige Erkenntnis mit den vielen gleichgesinnten Unternehmern. "Wir arbeiten Tag für Tag an der Weiterentwicklung unserer Produkte; erst die Wettbewerbsteilnahme beim AC²-Innovationspreis hat uns verdeutlicht, wie innovativ diese Produkte am Ende des Tages dann auch wirklich sind", so der heutige Mitgeschäftsführer. Eine Erkenntnis, die insbesondere für die in Zusammenhang mitprämierte Kartonschale gilt, die gänzlich ohne Kunststoffbeschichtung auskommt und in der Fertiggerichte bis -40 Grad eingefroren und bis 220 Grad Celsius erhitzt werden können. Als Verwendungsbeispiele dienen Torten, Pizzen, Lasagne oder überbackene Fischfilets. Und so zählen längst namhafte Marken aus der Tiefkühlbranche zu den Hauptabnehmern.
Der Startschuss für eine neue, auf Nachhaltigkeit bedachte "Schalen-Generation" fiel allerdings schon vor knapp 15 Jahren. Seinerzeit ließ sich das Materialverhältnis immerhin schon mit 90 Prozent Zellstoff und "nur" 10 Prozent PET (Polyethylenterephthalat) beziffern - die daraus gefertigten Produkte hielten der Backofenhitze stand, selbst Fett und Wasser konnten der Stabilität nichts anhaben. Im Zuge sukzessiver Prozesse zur Reduzierung des Materialeinsatzes gelang schließlich vor drei Jahren der Durchbruch hin zur reinen Kartonschale ohne Kunststoffbeschichtung. "Bei künftigen Produktionsabläufen wird sich alles darum drehen, sämtliche Kunststoff-Anteile eines auf Nachhaltigkeit basierenden Marktes gen Null zu minimieren", analysiert Tom Kantelberg.
Karton sei nun mal der nachhaltigste Rohstoff, so der 29-Jährige, vor allem dann, wenn die Endprodukte möglich nah an ihren Absatzmärkten hergestellt würden. Ein gutes Beispiel sei der RICK-Pappteller, der - anders als beim Modell "Fertigware aus Überseecontainern" - als platzsparende Karton-Rolle in Olef ankomme. Dem Produktionsprozess, so Kantelberg, folge dann unmittelbar die Auslieferung in Deutschland oder gut erreichbaren Nachbarländern.
Spezielle Maschinen und effiziente Umbauten in Eigenregie
Doch Tom Kantelberg richtet seinen Fokus nicht nur auf Produkte und Optimierungsmöglichkeiten, auch möglichst nachhaltige Verpackungslösungen und ein auf die individuellen Bedürfnisse der RICK Produktion GmbH ausgerichteter, zukunftsfähiger Maschinenpark stehen täglich auf der Agenda. "Unsere Maschinen sind schon sehr speziell", weiß der junge Unternehmer. Da Ersatzteile immer schwerer zu bekommen seien, müsse man auf technischer Ebene mit sehr viel Weitblick agieren: "Ich bin froh und glücklich, Anlagenführer in unseren Reihen zu wissen, die eine Maschine auch mal effizient umbauen können."