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Das NABEAR-Haus, auf Vogelsang weit oben im Hang mit spektakulärer Fernsicht über den Urftsee gelegen, wird von einer gemeinnützigen Genossenschaft getragen, die das Gebäude erworben hat und Umbau sowie Betrieb vorantreibt. (Fotos: Bernd Born)
Bernd Born - 20.09.2021

NABEAR eG PAPSTAR unterstützt die Ausgestaltung eines Naturschutz-Bildungshauses auf Vogelsang

Die Thematik ist gleichermaßen vielschichtig wie anspruchsvoll, von daher bedienen wir uns zum Einstieg einer präzisen Erläuterung unseres Google-Wörterbuches. Unter "Konversion" versteht man da unter Punkt 2a die Umwandlung von einer militärischen in eine zivile Nutzung. Somit ist die zum Jahresbeginn 2006 eingeleitete Umgestaltung und Umfunktionierung der ehemals nationalsozialistischen "Ordensburg" Vogelsang zu einem Ort für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander dann doch nahezu selbsterklärend.

Der üppige Gebäude- und Geländekomplex oberhalb des Urftsees, von 1936 bis 1939 Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders und zwischen 1950 und 2005 von belgischen Militärstreitkräften als Kaserne und Truppenübungsplatz genutzt und verwaltet, vereint nun als "Vogelsang IP" verschiedene Institutionen, Gruppen, Vereine und Förderer wie beispielsweise das Nationalpark-Zentrum Eifel, verschiedene Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes oder ein in der Entstehung befindliches Opel-Oldtimer-Museum, um den "Internationalen Platz" mit Leben zu füllen.

Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wurde bereits investiert, bedeutsame Projekte befinden sich aktuell in der Entwicklung. 300.000 Besucher pro Jahr (2018) schätzen Vogelsang bereits wegen seiner Mannigfaltigkeit, bis zu 400.000 sollen es einmal werden. Natur, Kultur, Bildung, Geschichte, Tagung, Erholung sind die Themen des Standortes.

 

5000 Euro für gemeinnützige Genossenschaft

Soviel zum Kontext, wir kommen zum ehemaligen "Kameradschaftshaus Nr. 9" (heute: Vogelsang 90), zu dessen Renovierung und Umbau zum Naturschutz-Bildungshaus Eifel-Ardennen-Region (NABEAR) PAPSTAR jetzt eine Spende in Höhe von 5000 Euro beigesteuert hat. Die Abkürzung NABEAR steht zugleich für eine gemeinnützige, eingetragene Genossenschaft (eG), die sich neben dem künftigen Unterhalt der Einrichtung schwerpunktmäßig das Ziel gesetzt hat, eine "unaufschiebbare Dringlichkeit des Naturschutzes" (www.nabear.de) verstärkt öffentlich in den Fokus zu rücken.

Federführend ist Maria Anna Pfeifer - und das, obwohl die Diplom-Biologin doch eher unverhofft zum Vorsitz der NABEAR-Genossenschaft gekommen ist. Eigentliche Initiatoren waren nämlich die inzwischen verstorbenen Mitglieder des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V. Euskirchen, Anita Waffenschmidt und Rainer Liedtke. Daraus ging 2018 die gemeinnützige Trägergenossenschaft NABEAR hervor. Heute sind unter anderem die NABU-Gruppen der Kreise Euskirchen und Düren sowie Aachen Stadt und Land, der Förderverein Nationalpark Eifel e.V. sowie die belgische Vereinigung Natagora/BNVS ("Natagora“ wird aus den Worten Natur und Agora, im antiken Griechenland ein großer Marktplatz im Zentrum einer Stadt, zusammengesetzt; BNVS steht für Belgische Natur- und Vogelschutzgebiete) Mitglieder in dieser Genossenschaft, die allesamt das Haus als Tagungs- und Veranstaltungsort nutzen wollen.

 

Büro- und Seminargebäude als Vorbild

Warum also Maria Anna Pfeifer? Die Antwort ist denkbar einfach, denn gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Martin Hofmann, einem Aachener Architekten, war es der 63-Jährigen sozusagen in unmittelbarer Nachbarschaft gelungen, ein ehemaliges Kameradschaftshaus in ein Büro- und Seminargebäude umzuwandeln (www.vogelsang86.de), welches zur Hälfte von der Nationalpark-Seelsorge des Bistums Aachen genutzt wird und zugleich auch Büros beispielsweise einer Aachener Regisseurin oder eines Landschaftsarchitekten beheimatet. "Wir haben das Haus 2015 gekauft und konnten es bereits im Frühjahr 2016 in Betrieb nehmen", so Maria Anna Pfeifer: "Der Beweis dafür, dass man ein derartiges Projekt schultern, ein Haus dieser Größenordnung renovieren und mit Inhalten füllen kann!"

Lange Rede, kurzer Sinn: Mit der in Simmerath-Einruhr lebenden Biologie- und Ökologie-Expertin (Studium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen) hatte die NABEAR-Genossenschaft schnell die prädestinierte Kandidatin für ein Vorstandsamt (gemeinsam mit Dr. Josef Tumbrinck, langjähriger Landesvorsitzender des NABU Nordrhein-Westfalen und jetziger Unterabteilungsleiter "Naturschutz" beim Bundesumweltministerium in Berlin) und Triebfeder für das ersehnte Naturschutzbildungshaus ausgemacht.

 

Taxiertes Dreiviertel-Million-Euro-Projekt

Von da an ging dann alles ganz schnell. Mit Datum vom 4. August 2020 erfolgte die Übergabe eines Fördergeldbescheids in Höhe von 344.000 Euro aus den Händen von Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen; so dass der vorläufig geschlossene Pachtvertrag mit Kaufoption in einen Kaufvertrag für das Haus "Vogelsang 90" zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und der NABEAR-Genossenschaft umgewandelt werden konnte. "Der Erwerb der Immobilie war nicht das Problem", verrät uns Maria Anna Pfeifer mit einem Hinweis darauf, dass eher ein symbolischer Euro zu entrichten war: "Der Knackpunkt ist die mit dem Kauf einhergehende Verpflichtung enormen Ausmaßes, schließlich lässt sich das Gesamtvorhaben mit rund einer halben bis dreiviertel Million Euro taxieren."

 

Eröffnung für Mai 2022 geplant

Neues Dach, neue Heizungsanlage, der komplette Austausch der Elektrik und die Umgestaltung der Räumlichkeiten mitsamt Verputzarbeiten - als Eröffnungstermin für das Naturschutz-Bildungshaus ist der 1. Mai 2022 fest vorgesehen. Mit einem stimmigen Konzept. "Unser Thema wird nicht der Nationalpark Eifel sein, sondern der Schutz der Natur, der Erhalt der Arten in einer bewirtschafteten Landschaft", so Maria Anna Pfeifer: "Ein Nationalpark ist schließlich nur ein Teil eines sehr viel umfangreicheren Naturschutzkonzeptes rund um Biodiversität, wie es auf nationaler, europäischer und Welt-Ebene definiert ist." Schwerpunktthema des Hauses werden die Insekten sein, inklusive taxonomischer Herangehensweisen (Einordnung der Lebewesen in systematische Kategorien, Anm. d. Red.), "von wo aus man sich in der Nahrungspyramide dann thematisch abwärts zu den Pflanzen bewegen kann oder aufwärts zu den Fressfeinden wie Vögel, Fledermäuse oder Eidechsen", so die Diplom-Biologin.

 

Bio-Bistro setzt auf erprobten Wertstoffkreislauf

Das Haus ist für Tages- und Übernachtungsgäste (Exkursionen) konzipiert. Der für Schulklassen und ähnlich gelagerte Bildungseinrichtungen prädestinierte Seminarbereich im künftigen Naturschutz-Bildungshaus wird zwölf Gästezimmer (für insgesamt 24 Personen) und zwei Betreuerzimmer bereithalten, zusätzlich Aufenthalts-, Seminar- und Duschräume sowie eine Selbstversorgerküche. Ausstellungsbesucher dürfen sich zudem auf ein kleines Bio-Bistro freuen. "Dort werden wir das von PAPSTAR realisierte Cradle-to-Cradle-Prinzip (dt. wörtlich "von Wiege zu Wiege", sinngemäß "vom Ursprung zum Ursprung", Anm. d. Red.) nicht nur praktizieren, sondern auch veranschaulichen", erzählt Anna Maria Pfeifer. Beim jüngsten Tag der offenen Tür habe das Procedere bereits hervorragend und sehr überzeugend funktioniert.

Dabei wird das vom Naturschutz-Bildungshaus eingesetzte Einmalgeschirr aus nachwachsenden Rohstoffen nach Gebrauch in einem Biokonverter zerkleinert und hygienisiert; das Output-Material (Volumenreduktion um bis zu 90 Prozent) kann anschließend im Sinne eines kreislauforientierten Stoffstrommanagements und aufgrund seines hohen Cellulose-Anteils bei einer nahegelegenen Pappenfabrik zur Produktion neuer Produkte eingesetzt werden.

 

620 Quadratmeter nutzbare Fläche

Erste Buchungsanfragen, beispielsweise eines Gymnasiums aus Köln oder eines Forschungsmuseums aus Bonn, liegen Maria Anna Pfeifer bereits vor, doch bis Mai nächsten Jahres gibt es noch einiges zu tun. Derzeit werden Türen und Fensterrahmen gestrichen, dazu Fensterscheiben mit besseren Dämmwerten eingesetzt. Und bis dann tatsächlich der Startschuss für das Naturschutz-Bildungshaus Eifel-Ardennen-Region mit rund 620 Quadratmetern Nutzfläche fallen kann, gilt es noch einige Stellenanzeigen zu schalten. "Wir benötigen vor allem Reinigungs- und Verwaltungskräfte", so die künftige Hausherrin, für einen Teil der anfallenden Arbeiten sind aber auch Ehrenamtler der gemeinnützigen Genossenschaft (ca. 70 Mitglieder) oder junge Menschen im Rahmen eines Bildungs- und Orientierungsjahres (Freiwilliges Ökologisches Jahr - FÖJ) vorgesehen.

Vogelsang 90 nimmt Kontur an und erscheint prädestiniert, das vorrangige Ziel des "Internationalen Platzes" allzu wörtlich zu nehmen - aus der dunklen Historie des Standortes Brücken in die Zukunft zu schlagen.

Unser Thema wird nicht der Nationalpark Eifel sein, sondern der Schutz der Natur, der Erhalt der Arten in einer bewirtschafteten Landschaft.

Maria Anna Pfeifer - 20.09.2021
Federführend bei der Renovierung beziehungsweise beim Ausbau von "Vogelsang 90" (ehemals Kameradschaftshaus Nr. 9) zum Naturschutz-Bildungshaus Eifel-Ardennen-Region: Diplom-Biologin Maria Anna Pfeifer aus Simmerath-Einruhr.
Die NABEAR-Genossenschaft rechnet damit, das Haus im Mai 2022 in Betrieb nehmen zu können.
Die Umbauarbeiten im ehemaligen Kameradschaftshaus sind bereits weit fortgeschritten - sowohl im Eingangsbereich ...
... als auch in den Räumlichkeiten, die künftig die Wechselausstellungen (und später auch Dauerausstellung) beherbergen werden.
Vogelsang als Gesamtkomplex - die ehemaligen Kameradschaftshäuser befinden sich in Hanglage; das rechte obere (aus Sportplatz-Sicht) wird derzeit zum Naturschutz-Bildungshaus Eifel-Ardennen-Region ausgebaut.
Das "Cradle-to-Cradle"-Prinzip von PAPSTAR wird im Bio-Bistro des künftigen Naturschutz-Bildungshauses (Einmalgeschirr aus nachwachsenden Rohstoffen) beherzigt, um- und in Szene gesetzt.