Völkerverständigung, die durch den Magen geht. Beim Kultur- und Integrations-Projekt "Über den Tellerrand" haben Großstädter die Möglichkeit, von Flüchtlingen zu lernen, wie man Gerichte aus deren Heimat zubereitet. "Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit Fluchterfahrung ein Teil unserer Gesellschaft werden und veranstalten Kochabende, um Begegnungen auf Augenhöhe zu schaffen", erzählt Jana, schließlich glaube man in ihrer Community rund um das ca. 20-köpfige "Kölle-Organisations-Team" an eine Gesellschaft, in der jeder Mensch ein gleichwertiges Mitglied ist.
Wir auch, liebe Jana - von daher herzlichen Dank, dass auch Du Dir die eingangs erwähnte Zeit genommen hast, uns folgende fünf Fragen zu beantworten.
Jana, ein wirklich tolles Projekt, welches Du da federführend mitbetreust. Wie werden "Geflüchtete und Beheimatete" auf Euch aufmerksam?
Zu uns kommen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund aus Köln und dem Umland. Vor unserer ersten Kochveranstaltung haben wir den Kontakt zu Geflüchteten noch über persönliche Besuche in Notunterkünften hergestellt; mittlerweile werden wir jedoch von Initiativen und Vereinen für Migration und Geflüchtete empfohlen und erreichen dadurch noch mehr Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. Auch über soziale Medien wie facebook und Instagram erzielen wir eine große Reichweite und können uns daher über eine immer größer werdende Beliebtheit und ausgebuchte Veranstaltungen freuen.
Was gilt es von der Planung bis zum gemeinsamen Essen alles zu beachten und organisieren, damit das "Über-den-Tellerrand-Prinzip" tatsächlich spür- und erlebbar wird?
Am Anfang eines jeden zu planenden Kochabends steht die Suche nach einer Köchin oder einem Koch mit einem leckeren Rezept aus dem jeweiligen Heimatland. Über die sozialen Medien wird die Veranstaltung dann nicht nur beworben, zeitgleich besteht auch die Möglichkeit, sich verbindlich anzumelden. Nachdem das Rezept besprochen und der Einkaufszettel geschrieben ist, geht am Veranstaltungstag selbst ein kleines Team einkaufen und bereitet die Küche vor - vom Bereitlegen der Schneidebretter, Messer und Lebensmittel über das Aufstellen einer Spendendose bis hin zum 'Bereithalten' der Anmeldeliste. Sobald die Gäste eingetroffen sind, folgen eine kurze Begrüßung, eine Hygieneeinweisung sowie die Vergabe von Namensschildchen und Schürzen. In kleinen Gruppen wird eifrig mit angepackt, denn während die einen noch das Gemüse putzen und schneiden, rühren andere schon am Nachtisch oder decken im Essenssaal den Tisch ein. So oder so: Man kommt ins Gespräch und lernt sich kennen.
Herkunft, Alter und Geschlecht spielen bei unseren Kochabenden keine Rolle, denn wir begegnen uns auf Augenhöhe und jeder verfolgt das gleiche Ziel: Das Essen soll am Ende schmecken und auf dem Weg dorthin wollen wir eine sorgenfreie und gute Zeit miteinander verbringen.
Wir sind neugierig: Kannst Du uns einen kleinen Einblick geben, welche Essenskulturen ihr schon gemeinsam entdecken durftet?
Im Laufe der letzten fünf Jahre haben wir eine große Bandbreite an Gerichten aus der ganzen Welt kochen und verköstigen dürfen. Orientalische Speisen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stehen bei uns des Öfteren auf der Speisekarte, da ein großer Teil unseres Teams und der Gäste aus diesen Ländern stammt. Bei uns kam aber auch schon brasilianischer Fischeintopf 'Moqueca Baiana' und japanische Nudelsuppe 'Ramen' auf den Tisch.
Auch ich durfte als gebürtige Schwäbin schon Maultaschen und schwäbischen Kartoffelsalat vorstellen. 'Ravioli schmecken einfach immer, egal aus welchem Land sie kommen', wurden die Maultaschen beim anschließenden Essen von einem Teilnehmer gelobt. :-)
Seit wann gibt es die Kochabende und in welchem Turnus finden sie statt?
Unsere Kochabende finden seit 2015 ca. vier Mal im Monat an zwei unterschiedlichen Veranstaltungsorten im Zentrum Kölns statt. Zukünftig wollen wir aber noch mehr Menschen in den Randgebieten der Stadt erreichen, weshalb wir mit Unterstützung von Studenten einen klimaneutralen mobilen Küchenanhänger bauen.
Abschließend: Wie finanziert ihr euer Engagement; gibt es eine feste Location?
Bis im letzten Jahr haben wir uns hauptsächlich über private Spendengelder unserer Teilnehmer finanziert. Ein kleines Zubrot konnten wir uns durch den Verkauf unseres eigens kreierten Kochbuchs dazuverdienen, das Impressionen und Rezepte aus den letzten Jahren 'Über den Tellerrand kochen Köln' enthält. In diesem Jahr haben wir weitere Unterstützung durch die 'Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements' erhalten, welche uns den Bau der mobilen Küche finanziert.
Neben den Geldspenden lebt unser Verein aber auch von Sachspenden. Durch die Dekorationsartikel von PAPSTAR konnten wir beispielsweise unsere diesjährige Karnevalsparty noch bunter gestalten. Auch auf Förderungen durch die Stadt und andere Vereine sind wir angewiesen. Diese stellen uns nämlich in Gemeindezentren und Kulturräumen die Küchen und Speisesäle für unsere Kochabende und andere Events zur Verfügung.
Unser großes Ziel ist es, langfristig ein eigenes Hauptquartier mit Küche und Aufenthaltsraum zu finden, einen neutralen Raum für Austausch und Begegnung. Wir wollen noch intensiver voneinander lernen und gemeinsam 'über den Tellerrand' schauen.
Kontakt
Über den Tellerrand kochen Köln e.V. - Ansprechpartnerin: Jana Ermark, Münsterer Straße 17, 51063 Köln, E-Mail: koelnueberdentellerrand.org, Internet: www.ueberdentellerrand.org/koeln
- facebook: www.facebook.com/ueberdentellerrandkochenkoeln
- Instagram: www.instagram/com/koeln_ueber_den_tellerrand