Ob "To Go" oder vor Ort im Szene-Restaurant in Berlin-Mitte: Die ursprüngliche Quintessenz dessen, was sich Jasmin und David Suchy gemeinschaftlich mit Koch Halfdan Kluften als seit März 2019 praktiziertes Gastro-Konzept zurechtgelegt haben, lässt sich uneingeschränkt der Gattung "tugendhaft" zuordnen: Zero Waste (engl. für "null Müll, null Verschwendung", Anm. d. Red.) - die radikale Vermeidung von Müll kombiniert mit einem über alle Maßen geschärften Umweltbewusstsein.
Genuss und Nachhaltigkeit im Einklang
"Uns ist es einfach wichtig, mit FREA einen Ort zu schaffen, der ganzheitlich ist und Genuss mit Nachhaltigkeit verbindet, indem er so gut wie gar keinen Müll produziert", so Gründer und Geschäftsführer David Suchy: "Bei uns gibt es keine Mülltonnen, unsere Kompostiermaschine verarbeitet alle organischen Abfälle innerhalb von 24 Stunden zu einem wertvollen Bodenersatzstoff, welchen wir an unsere Lieferanten aus der Landwirtschaft und in letzter Konsequenz an deren Felder zurückgeben können." Bei FREA gilt: "Zero Waste und Zero Kompromiss bei 100 Prozent Geschmack!"
Rückblende: Berlin, Ende November 2019, COVID-19 ist noch (vermeintlich) weit weg. Irgendwie schwirrt uns die Hauptstadt-Hymne von Peter Fox, "Schwarz zu Blau", im Kopf umher - der Mittwochvormittag, den wir für unseren vereinbarten Besuch im FREA in "Mitte", wie der Berliner sagt, erwischt haben, hat wirklich sein tristestes Grau aufgelegt. Umso herzlicher fällt die Begrüßung von Jasmin und David Suchy aus. Auch wenn sich hier im Eck-Restaurant schon unzählige Medienvertreter aller Gattungen die Klinke in die Hand gegeben haben, es zählt der persönliche Eindruck und nicht zuletzt auch der finale Blick auf "unsere" Kompostermaschine (Oklin GG10s), die PAPSTAR-Key-Accounter Christoph Stahlhacke nach 10115 Berlin "transferiert" hat.
Im FREA - der Name ist hergeleitet von Freya aus der nordischen Mythologie (auch Freia oder Freyja), der Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit - herrscht schon rege Betriebsamkeit. In der einsehbaren Küche sitzt jeder Handgriff, schließlich werden alle Lebensmittel zu 100 Prozent genutzt. Das Gemüse von den lokalen Bio-Bauern kommt in Kisten, Öl- und Essigflaschen laufen über ein Pfandsystem, Trockenware wie Buchweizen, Mehl und Leinsamen werden in recyclebarem Papier geliefert. Vom Sauerteigbrot über Pasta bis hin zu Kombucha und Schokolade wird sonst alles selbst hergestellt. Auf tierische Produkte wird gänzlich verzichtet. Fleisch, Käse & Co. würden generell zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln zählen, so David Suchy, die Tierhaltung sei für immerhin rund zwanzig Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Auch die Einrichtung wurde so nachhaltig wie nur eben möglich gestaltet: Das puristisch anmutende Interieur samt Pflanzen wurde etwa über Kleinanzeigen stimmig zusammengepuzzelt.
Beeindruckende Konsequenz im Handeln
"Für uns war es wichtig, ein klares Zeichen zu setzen und das in alle Richtungen", erklärt David Suchy den eingeschlagenen Weg: "Den ökologischen Landbau fördern, den regionalen Bauern alles abnehmen und zu hundert Prozent weiter verwerten; genauso aber auf Unnötiges verzichten, beispielsweise auf Gemüse mit langen Transportwegen und unökologischer Anbauweise." Es ist diese Konsequenz im Handeln, die auch Jasmin Suchy beeindruckt haben dürfte, als sie ihren David eher zufällig über die sozialen Medien ein zweites Mal kennen und schließlich lieben lernen durfte: "Wir waren beide der Ansicht, an einem Punkt angelangt zu sein, an dem endlich etwas passieren musste", so die 30-Jährige: "Wegwerfen und Verschwenden ist out, Reduce und Reuse sind angesagt - dafür setzen wir uns auf eine undogmatische Art und Weise ein."
Beste Know-how-Voraussetzungen
Jasmin Suchy (ehemals Martin) erzählt, dass sie das Prinzip der Nachhaltigkeit eigentlich schon von Kindesbeinen an "erleben" durfte: "Meine Großeltern waren sehr sparsam, haben alles im Garten selbst angebaut und mir viele Dinge vorgelebt." Ihre Berufsausbildung führte die junge Frau von der Spree an den Main, wo sie den Masterabschluss an der "Frankfurt School of Finance & Management" erlangte und zwischenzeitlich für ein Unternehmen im Bereich "Financial Services" (Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung) arbeitete. Instagram ließ Jasmin schließlich die Zero-Waste-Idee von David im vertrauten Berlin verfolgen. Der Rest ist schnell erzählt. Aus Davids Catering-Unternehmen resultierte schnell die Idee eines gemeinsamen Restaurants, schließlich hätten die geballten Know-how-Voraussetzungen kaum besser sein können: Video-Konferenzen, grobe Konzeption, konkrete Businessplanung, Kreditverhandlungen, Locationsuche. Und so ließ sich die Liebe des Lebens, das perfekte Match, im März 2019 mit der FREA-Eröffnung im stylischen Foodmekka von Berlin-Mitte kombinieren. "Wir nehmen das alles hier gar nicht als Arbeit wahr, schließlich ist das gesamte, alles in allem rund 20-köpfige Team sehr familiär ausgerichtet", verrät Jasmin Suchy. Sollte dann doch mal eine Auszeit vonnöten sein, ist das frisch vermählte Gründerpaar bei ausgiebigen Spaziergängen am Grunewaldsee anzutreffen.
Liebe Jasmin, lieber David, Euer Konzept und vor allem die Leichtigkeit, mit der ihr es jeden Tag aufs Neue lebt, hat auch bei uns einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sollten wir also wieder in Berlin sein, vielleicht an einem schönen Spätsommertag, lassen wir einfach mal durchklingeln ...
Kontakt
FREA GmbH - Geschäftsführer: Jasmin und David Johannes Suchy, Torstraße 180/ Ecke Kleine Hamburger Straße, 10115 Berlin, Telefon: +49 (0)30 983 961 98 oder +49 (0)163 354 71 89 , E-Mail: infofrea.de, Internet: www.frea.de
- facebook: www.facebook.com/freaberlin
- Instagram: www.instagram.com/freaberlin
Berliner Szenerestaurant 2019
"Endlich Verantwortung zeigen! Die Nachricht ist klar. Mit ihrem FREA, Deutschlands erstem veganem Zero-Waste Restaurant, haben Jasmin Martin und David Suchy nun auch hierzulande einen Ort geschaffen, der sich für kompromisslos nachhaltigen Genuss - alle Gerichte sind zu hundert Prozent pflanzenbasiert und beinhalten keine tierischen Produkte - einsetzt. Benutzt werden ausschließlich Bio-Produkte aus der Region, die verantwortungsvoll verpackt angeliefert werden, also ohne Plastik oder Folie. Alles wird verwertet: Wurzel, Stiele, Stengel. Am Herd steht der Norweger Halfdan Kluften, der im Geranium in Kopenhagen, im Benu in San Francisco und zuletzt im Silo in Brighton, Europas erstem Zero-Waste-Restaurant, war. Essensreste kommen in die Kompostiermaschine. Ein Genuss auch für die Bakterienkulturen im Darm ist der hauseigene Wasserkefir. Die gesamte Einrichtung besteht aus recycelten Materialien oder Fundstücken aus zweiter Hand."
Jurybegründung "Berliner Meisterköche" - Berliner Szenerestaurant 2019: FREA
Über Berlin Partner
Seit 1997 zeichnet Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH (www.berlin-partner.de) jährlich die besten Köche der Hauptstadt aus. Mit der Ehrung der Berliner Meisterköche profiliert Berlin Partner die gehobene Restaurantkultur und die Vielfalt der Gastronomieszene der Hauptstadt als wichtigen Wirtschafts- und Imagefaktor und Aushängeschild der Stadt. Zu den ehemaligen Preisträgern gehören unter anderen Daniel Achilles, Sebastian Frank, Tim Raue und Markus Semmler.